Auf der Suche nach den sagenumwobenen Hollen
Die ehemaligen Höhlenbewohner der "Hollenkammer" bei Lütersheim sollen der Sage nach die Hollen gewesen sein, die im sächsischen Teil Waldecks lebten. Wie es sich für Sagenwesen gehört, bestehen über Alter und Größe der Gestalten unterschiedliche Ansichten. Ob die putzigen Wesen nun so klein wie Puppen oder gar fünf Fuß groß waren, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, auch wenn eifrige Heimatforscher fleißig spekulieren.
Bereits am Eingang der Höhle am Tentenberg sind vermeintliche Spuren der Sagenwesen zu bewundern. Die rechts und links ausgehauenen Nischen sollen die Vorratsschränke der Hollen gewesen sein. Schließlich mussten auch Sagengestalten an ihr leibliches Wohl denken. Die im Gestein ebenfalls erkennbaren Riefen sollen von den langen Fingernägeln der Hollen stammen.
Vom Aussehen her müssen die kleinen Geschöpfe nicht besonders attraktiv gewesen sein. Es hält sich nämlich hartnäckig das Gerücht, dass die Hollen ihre Säuglinge mit denen von Menschen vertauschen wollten, weil ihre Nachkommen ganz einfach hässlich waren.
Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass die kleinen Figuren sich unsichtbar machen konnten, wenn sie ein kleines Hütchen aufsetzten. Als Mittel der Menschen gegen den bösen Kindertausch wurde bis zur Taufe des Kindes ein Licht in dessen Schlafzimmer aufgestellt, das die Hollen fernhalten sollte.
Doch die Sage dichtet den Hollen nicht nur negative Eigenschaften an, sondern auch positive: So galten die Zwerge in einigen Familien als Glücksbringer: Denn wo Hollen zu Besuch waren, soll es keine Unglücksfälle gegeben haben. In befreundeten Familien verrichteten sie gute Dienste, während sie verfeindeten Menschen Getreide und anderes entwendeten und dieses dann Freunden schenkten.
Der Spuk der Hollen soll zu dem Zeitpunkt geendet haben, als sie von den Menschen immer mehr gestört wurden. Doch ob die Hollen wirklich die Hollenkammer am Tentenberg verlassen haben, davon sollte sich jeder Besucher in dieser reizvollen Gegend selbst überzeugen.
